Anfänge

Was ist Reisen?

Ein Ortswechsel? Keineswegs!

Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.

Anatole France


 Hallo! Mein Name ist Doris, und ich reise unheimlich gern. Ein ägyptischer Freund gab mir vor vielen Jahren den Namen "evertraveller". Ich finde, er passt zu mir. Deshalb habe ich mir auch ein eigenes Logo entworfen und die Seite danach benannt. 


Ich habe mir meinen Beruf zum Hobby gemacht. Umgekehrt kann ich es nicht so nennen, denn als Kind gingen meine Reisen maximal nur 5 km weit: zu Oma und Opa nach Schlebusch bzw. später nach Dünnwald oder zu meinen Großtanten nach Voiswinkel. Für mich immer wahre Erlebnisse.


Erst mit 12 Jahren machte ich meine 1. "richtige" Urlaubsreise. Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Das war im Sommer 1966. Wir hatten gerade von einem Nachbarn das Auto, einen roten Ford Taunus 17 M, gekauft. Papa hatte seine 3-monatige Kur in Höchenschwand hinter sich. Und wir alle waren sehr aufgeregt. Meine Schwester Gudrun und ich sollten schon um 19:00 Uhr ins Bett, damit wir bereits am anderen Morgen um 04:00 Uhr starten konnten. An Schlaf war natürlich überhaupt nicht zu denken. Und dann ging es los nach Pang bei Rosenheim in Bayern auf den Bauernhof von Familie Fischbacher. Es war toll dort, wenn wir uns auch nicht mit den vielen Ausflügen meiner Eltern anfreunden konnten. Mir wurde ständig schlecht beim Autofahren, was sicher auch an dem üppigen Frühstück bei Fischbachers lag: Kakao aus frischer Kuhmilch, Kümmelbrot mit Marmelade...

 

Der nächste Familienurlaub führte uns 1971 an den Neckar. Wir hatten in Mosbach 2 Zimmer in einem Privathaushalt gebucht und unternahmen von dort aus Ausflüge in die Umgebung. Ich war 17, Gudrun 16. Gudrun hatte null Bock, vor allem fand sie meine Vorliebe für Burgen furchtbar. Einmal setzte sie sich mitten auf die Straße und verweigerte das Weitergehen. Auch wenn wir aus finanziellen Gründen keine Burg von innen sahen, so gefielen mir doch vor allem Heilbronn und Heidelberg. Und die Begegnung (von weitem) mit Ellen Schwiers bei den Proben auf der Götzenburg wird mir immer in Erinnerung bleiben.

 


Info-Reisen

Die Welt ist ein Buch,

und wer nicht reist,

liest davon nicht

eine einzige Seite.

Aurelius Augustinus

 

 

Ein großer Vorteil im Reisebüro zu arbeiten, ist natürlich die Möglichkeit - fast - kostenlos zu reisen und dabei die Welt zu erkunden. Das sieht für Außenstehende auch so aus, allerdings ist nicht nur Spaß angesagt. Manchmal kann es auch ganz schön anstrengend sein. Ich habe sie trotzdem alle genossen! Mir hat es nichts ausgemacht, ein Hotel nach dem anderen anzuschauen, Bars, Restaurants, Swimmingpools und Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Länder oder Gebiete zu besichtigen. Im Gegenteil! Ich liebe Einrichtungen und neue Eindrücke und war immer sehr neugierig, was mich da erwarten würde.

 

Meine 1. Info-Reise ging mit der Bahn in den Schwarzwald. Alles Lehrlinge wie ich, 17 Mädchen und 1 Junge (der Ärmste!). Von Pforzheim bis Basel zeigte uns Hummel-Reisen die Schönheiten der bekanntesten Schwarzwaldorte. Und nicht nur das! Auch die Gaumenfreuden kamen nicht zu kurz. Überall tischte man uns Spezialitäten und Schmankerl der Region auf. Anfangs aßen wir noch mit recht gutem Appetit, dann aber immer weniger, da wir einfach nicht mehr essen konnten. Wir hatten sehr viel Spaß auf dieser Tour und freuten uns in Waldshut wie die Kinder über unsere tollen Hotelzimmer, nachdem wir in Titisee den allergrößten Reinfall erlebte hatten.

 

Eine andere Info-Tour durfte ich auf Einladung eines Jugendreisen-Veranstalters im Winter in die Dolomiten machen. Es ging mit dem Nachtzug nach Bozen und von dort sofort in eine Weinkellerei. Wir hatten nur ein kleines Frühstück im Zug bekommen. Dementsprechend tat der Alkohol sofort seine Wirkung. Ja, es war sehr lustig auf der Weiterreise zu unserem Quartier nach Campitello di Fassa! Es war April, eigentlich Frühjahr, aber in den Bergen war es noch Winter. Wir erkundeten die Bergwelt per Seilbahn, Sessellift, Gondeln und wo es ging, mit Bus. Immer gab es gutes italienisches Essen, guten Wein oder Cocktails und beste Unterhaltung. Trotzdem ist Winterurlaub nicht mein Ding. 

 

Und dennnoch ging es noch mal in den Winter: nach Norwegen. Vom 24.01.-28.01.1972 fuhren ich und weitere 300 Reisebüro-Expedienten auf Einladung der Stena Line mit der Fähre von Kiel nach Oslo. Es war bitterkalt, deshalb bekamen wir alle rote Pudelmützen, auch als Erkennungszeichen. Am nächsten Morgen in Oslo angekommen, wurden wir auf verschiedene Züge und Busse verteilt. Ich fuhr mit meiner Gruppe in einem sehr modernen Zug nach Otta in den Norden. Es waren schöne 1 1/2 Tage mit tollem nordischen Buffets am Abend, netten Gesprächen am Kaminfeuer mit dem heißen Nationalgetränk Glögg, einem Ausflug in die Berge mit ersten Skierfahrungen auf Langlauf-Skiern (War das eine Gaudi!) und anschließendem Kaffee und Kuchen in der Berghütte des Hotels. Zurück auf der Fähre durfte ich im 1. Klasse Speiseraum zu Abend essen. Zuvor gab es eine Führung durchs Schiff, wobei uns der zuständige Seemann sagte, dass ziemlicher Wind in der Nacht erwartet würde, den allerdings die Stabilisatoren auffangen würden. Für mich Grund genug, Reisetabletten zu schlucken und sofort nach dem Abendessen in die Kabine zu gehen. Keine Ahnung, ob es wirklich stürmisch war in jener Nacht. Allerdings kamen wir am Morgen bei eisiger Kälte in Kiel an, auf dem Meer schwammen Eisschollen!

 

1972 - das war mein Jahr! Mein Reisejahr! Ich war 18 und das Leben war toll!

 

1972 - das Ende meiner Lehre und damit auch Ende der Berufsschulzeit. Wie immer in den Reisebüro-Fachklassen üblich, unternahmen auch wir eine Abschlussreise. Unser Klassenlehrer Herr Bergmann war bekannt für seine organisierten Nordlandreisen per Schiff. Aber diesmal war es anders! Wir hatten das große Los gezogen und mit der Loftleidir einen großzügigen Sponsor. Für nur DM 55,00 - all inclusive-wie wir heute sagen - flogen wir am 25.04.1972 für 5 Tage von Luxemburg nach Island. Sogar der WDR war dabei! Der Touring-Bus brachte uns zum Flughafen. Wir waren im komfortablen Loftleidir-Hotel untergebracht, machten von dort aus Ausflüge zu den Geysiren, in die Lavafelder, ins Schwimmbad (die Hot-Pots waren die Sensation!) und zum Ponyreiten. Wegen der Wetterunbeständigkeit hatte ich mir vorher extra einen Regenmantel gekauft, der auch zum Einsatz kam. Unsere dunkelblauen Schlapphüte (für die Mädchen. Die Jungs hatten schwarze Cord-Cowboyhüte) allerdings waren schon schnell wieder im Koffer verstaut, da der Wind sie uns immer wieder von den Köpfen fegte. (Der Hut hat an Karnevalstagen aber später noch gute Dienste geleistet!) Unvergesslich diese Reise, ebenso der Rundflug in der kleinen Maschine über die Insel.


Keine Info-Reise im obigen Sinn war die folgende Urlaubsreise zum Gardasee im Juli 1972, von der ich später berichte (obwohl - den 2-wöchigen Aufenthalt in Peschiera del Garda in einem Appartement hatte ich auf einer Info-Veranstaltung gewonnen!).


Ich beendete im Juni meine 3-jährige Ausbildungszeit mit "gut", was den Lehrlingen vor mir nicht gelang, bekam dafür vom Chef persönlich DM 100,00 und einen Festanstellungsvertrag. Und obendrein, weil ja alle schon mal dort waren und deshalb nicht noch mal hin wollten, im August eine Info-Reise mit Dr. Tigges nach Mallorca. Wieder eine Massenveranstaltung, wenn man das auch auf den ersten Blick nicht sah. Aber die Expedienten kamen aus ganz Deutschland, um 5 Tage lang das neu eröffnete Riu-Hotel Caballero zu besuchen und die Insel zu entdecken- mit Dr. Tigges und Herrn Riu persönlich. Wenn die vorigen Info-Reisen schon toll waren - diese übertraf alles! Alles war frei: selbst die Cocktails am Pool, das Eis auf der Terrasse, die Getränke zwischendurch. Vormittags Freizeit: nach dem Frühstück die paar Meter zum Strand Sonne und Meer genießen. Nachmittags Programm: Besichtigungen der anderen Riu-Hotels, Programmvorstellung des neuen Katalogs, Fahrten in die Umgebung z.B. an die felsige Westküste, zum Landgut La Granja, zum Shoppen nach Palma und mehr. An einem Abend fand ein Galaabend im Hotel statt, zu dem die bekannte mallorcinische Folklore Gruppe Los Valldemosa eingeladen war. Danach saßen wir noch in unseren Galakleidern am Pool und plauderten in der lauen Sommernacht. - Erst 20 Jahre später kam ich zurück nach Mallorca - und vieles hatte sich verändert.

 

Das Jahr war noch nicht zu Ende! Es kam noch eine Info-Reise dazu: vom 22.-27.09.1972 mit der Alitlia und Airtours nach Sardinien. Am Flughafen in Köln-Wahn traf ich auf Maria, die in einem Kölner Reisebüro arbeitete und in etwa so alt war wie ich. Wir verstanden uns auf Anhieb und hatten eine tolle Zeit miteinander. Leider hatte sie das Pech, dass ihr Koffer auf dem Hinflug verloren ging. Dabei checkte sie genau vor mir ein. Die Ärmste lief 3 Tage in ihrer langen Hose und ihrem langärmligen Pulli rum, war zu stolz, um Ersatzwäsche von anderen anzunehmen. Na ja, kurz vor Schluss der Reise tauchte der Koffer ja wieder auf, und alles war in Ordnung. -

Ach ja! Fast wäre ich ertrunken! Oh je!!! Am Ankunftstag war ich so aufgeregt, am Meer zu sein und hohe Wellen zu sehen, dass ich unbedingt schwimmen gehen wollte. Meine Oma hatte mir immer schon von hohen Wellen in Italien vorgeschwärmt. Oma Lisa war eine wahre Wasserratte. Ich hatte bisher noch selten hohe Wellen erlebt und fand das nun total toll. Naiv wie ich war, erkannte ich das Risiko nicht. Ich verschwand in einer Riesenwelle und kam halb nackt, halb ertrunken, schnaufend und voller Sand so gerade eben noch wieder raus. Glück gehabt! Das war knapp.

Eine weitere Begegnung "der anderen Art" fand bei einem Abendausflug in die Berge auf einem sardischen Bauernhof statt. Wir bekamen Folklore, Spießbraten, Tanz und Musik geboten. Die Fahrt dorthin war lang, der Abend ebenso. Und irgendwann benötigt man mal ein gewisses Örtchen. Nachdem Maria als erste die Toilette inspiziert hatte und unverrichteter Dinge wieder raus kam, brauchte ich nicht weiter zu suchen. Es gab nur Stehklos! Nichts für uns Deutsche!!! Also hielten wir aus, solange bis wir Stunden später wieder in unseren Bungalows im Hotel Forte Village waren. Nie wieder habe ich so etwas erlebt, auch Maria hatte ihre Schwierigkeiten. Heute, nach Besuchen in der Türkei oder auch in Jordanien, stehe ich diesem "Problem" offener gegenüber. Damals war es ein no-go.

Und ja, sonst war Sardinien natürlich eine wunderbare Insel. Auf 3 Nächte im Hotel Forte Village folgte 1 Nacht in Cagliari. Wir hatten sogar einen Nachmittag zur freien Verfügung, den wir Mädels am Strand gegenüber vom Hotel verbrachten. Und nein! Diesmal keine hohen Wellen ;-) . Von Cagliari flogen wir zunächst zurück nach Alghero, wo wir eine weitere Nacht bis zu unserem Rückflug nach Deutschland einlegten. Im Hotel war schon fast alles eingepackt für die Winterpause, sah ein wenig trostlos aus, aber die Landschaft war beeindruckend genauso wie die wahnsinnigen mehrgängigen Essen, die wir überall bekamen.

Der Grundstein für Hotelstandards und gutes Essen war spätestens hier gelegt!